Mit Segmentarium setze ich einen bewussten Gegenakzent zur heutigen Bilderflut und visuellen Überstimulation. Statt auf hochauflösende Ästhetik setze ich auf die Reduktion einer fast schon nostalgisch anmutenden Technologie: die 7-Segment-LED-Anzeige. Diese technische Minimalform dient mir als Bühne für ein algorithmisch gesteuertes Spiel aus Zahl, Licht und Sprache.
Die Installation besteht aus zwölf Segmenten, auf denen in langsamen Zyklen zufällige Zahlen aufscheinen, sich verdichten und schließlich in ausgewählten deutschen Begriffen münden. Diese Begriffe entziehen sich einer klaren Narration – sie tauchen auf, verweilen kurz im Raum und verschwinden wieder. Für mich sind sie Fragmente kultureller Bedeutung, visuelle Chiffren, die beim Betrachter Assoziationen wecken sollen.
Statt schneller Erfassbarkeit erfordert Segmentarium eine kontemplative Haltung. Die Beschränkung auf sieben Segmente pro Zeichen führt zu einer Abstraktion, die sowohl die Lesbarkeit herausfordert als auch die ikonische Kraft der Zeichen hervorhebt. In dieser formalen Strenge entsteht ein Spiel zwischen Lesbarkeit und Bedeutung, zwischen Semiotik und Poesie.
Unregelmäßige Lichtinterventionen – wandernde Lichtbänder oder Segment-Kaskaden – brechen diesen Ablauf und verweisen auf die physische Präsenz des Mediums. Diese rein visuellen Momente verschieben die Wahrnehmung weg vom Inhalt hin zur technischen Struktur – zum Licht selbst, zum Algorithmus.
Segmentarium ist für mich ein digitaler Resonanzraum – eine poetische Reflexion über Wahrnehmung, Bedeutung und Vergänglichkeit im Kontext algorithmischer Systeme. In der Reduktion suche ich Tiefe, in der Stille die Möglichkeit von Präsenz.