Auf Draht

Der zähe und formbare italienischer Maschendraht ist ein von Konrad Wallmeier bevorzugtes Rohmaterial bei der Schaffung von Skulpturen, da es ihm ein befreiendes Gefühl der Autonomie vermittelt und ihn von den traditionellen Arbeitsweisen der Bildhauerei befreit, um eigene Wege zu gehen.

Ausgehend von Skizzen auf Papier verwandelt Konrad Wallmeier zweidimensionale Linien in Gitterstrukturen, die den dreidimensionalen Raum besetzen und aktivieren. Was sich auf den ersten Blick als Pinselstriche an der Wand tarnt, beginnt sich zu wandeln und offenbart sein subtiles Volumen im Raum, wenn der Betrachter um die Werke herumgeht und den Blickwinkel wechselt. In einem wochenlangen, handwerklichen Prozess werden die abstrahierten Bestandteile eines Kreises, einer Kurve oder einer Linie zu einem einzigen Werk zusammengefügt, das aus einem bestimmten Blickwinkel an ein Gesicht, eine Galaxie, ein riesiges Auge oder was auch immer die umherschweifende Vorstellungskraft beschließt, zu erinnern vermag. Die Ähnlichkeit schleicht sich an den Betrachter heran wie ein guter Witz und führt zu einem "Aha!"-Moment. Letztlich sind es aber nur visuelle Täuschungen, die mit einem Schritt nach links oder rechts verschwinden können - eine Geschichte, die die Augen dem Gehirn erzählen. Der Künstler ist sowohl Komplize bei der Täuschung mit seiner geschickten Anlage von visuellen Hinweisen als auch ein wachsamer Fragesteller, der auf die oft vernachlässigte Kluft zwischen Wahrnehmung und Realität hinweist.

Die hier gezeigten Arbeiten stehen exemplarisch für Konrad Wallmeiers breit gefächerte, medienübergreifende Praxis, die unser gewohntes Vertrauen in die Sinneswahrnehmung in Frage stellt. Im Geiste der Werke werden wir ermutigt, die wahrgenommene Realität mit Neugier, Experimentierfreude und Sinn für Humor anzunehmen. Schließlich, so der Künstler, ist die Erfahrung der wesentlichste und authentischste Teil der Existenz und die eigentliche Natur der Realität.

(Lou von der Heyde)